02.10. (2) 94
Was tun, wenn es auf der Straße kracht und es Verletzte gibt? Bei Verkehrsunfällen haben Ersthelfer oft Angst, etwas falsch zu machen. Dabei ist der schlimmste Fehler, gar nicht erst zu helfen.

Nach schweren Verkehrsunfällen entscheiden oft Minuten über Leben und Tod. Doch um die Erste-Hilfe-Kenntnisse der deutschen Autofahrer ist es nicht gut bestellt, wie eine Studie des ADAC und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ergeben hat. Richtig helfen kann demnach nur jeder Dritte. Diese zehn Regeln von DRK und Johanniter-Unfall-Hilfe sollten Helfer im Ernstfall beachten
Unbedingt helfen: Erste Hilfe zu leisten, ist nicht nur eine moralische, sondern auch eine rechtliche Pflicht. Wer bei einem Autounfall mit Verletzten einfach weiterfährt, macht sich wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar. Deshalb gilt: Das eigene Auto mit Abstand zum Unfallort abstellen und Hilfe anbieten. "Es gibt bei der Ersten Hilfe eigentlich keine Fehler. Nur den, nicht zu helfen", sagt Lars Menzel, Erste-Hilfe-Ausbilder der Johanniter.

Eigene Sicherheit beachten: "Wenn ich mich selbst in Gefahr bringe, ist niemandem geholfen", sagt Peter Sefrin, Bundesarzt beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Das heißt: Warnblinker einschalten, eine Warnweste anlegen und nicht auf der Fahrbahn laufen. Auf der Autobahn sollten Helfer hinter der Leitplanke zur Unfallstelle gehen.
 
Unfallstelle absichern: Gerade auf Schnellstraßen passieren oft Folgeunfälle. Deshalb sollte die Unfallstelle sofort abgesichert werden. Dazu stellt der Ersthelfer das Warndreieck auf Landstraßen in 100 Metern, auf Autobahnen in 200 Metern Entfernung auf. Wichtig: Nicht auf die Fahrbahn stellen, sondern an den Rand, sonst könnte es umgefahren werden. Bei Bewusstlosen Atem kontrollieren
 
Notruf absetzen: Bei einem Verkehrsunfall mit Verletzten muss möglichst rasch die 112 gewählt werden. Auf Details der Verletzungen komme es dabei zunächst nicht an, sagt Sefrin.
 
Ein grober Überblick genügt: Wo ist der Unfall passiert, wie viele Personen sind verletzt, und sind Menschen bewusstlos? "Der Anrufer sollte nicht auflegen, sondern unbedingt auf Rückfragen der Leitstelle warten."
 
Wiederbelebung: Bei einem Bewusstlosen sollten Helfer sofort kontrollieren, ob der Verletzte noch atmet. Dazu halten sie die eigene Wange an Mund und Nase des Verletzten und prüfen so, ob sie den Atem auf der Haut spüren.
Außerdem sollten sie schauen, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Atmet der Patient nicht, muss der Helfer schnell mit der Herz-Druck-Massage und der Beatmung beginnen. Dazu drückt er im Wechsel 30-mal auf den Brustkorb des Verletzten und beatmet ihn 2-mal über den Mund oder über die Nase.
 
Wunden versorgen: Nicht jede Wunde muss vom Ersthelfer versorgt werden. "Man sollte sich auf die stark blutenden Stellen konzentrieren", sagt Sefrin. Beim Versorgen ist es wichtig, Handschuhe zu tragen und nur frisches Verbandzeug aus der Packung zu benutzen. Um die Blutung zu stillen, sollte der Arm oder das Bein hochgelagert werden. Der Verband sollte so fest angelegt werden, dass er Druck auf die verletzte Stelle ausübt.
Ersthelfer muss trösten und beruhigen
 
Motorradfahrer versorgen: Bei einem verunglückten Motorradfahrer kann besonders der Helm zur Gefahr werden. Denn bei Bewusstlosigkeit könnte der Fahrer darin ersticken. Außerdem ist eine Beatmung mit Helm nicht möglich. Deshalb sollte der Helm in diesem Fall runter – aber sehr vorsichtig, falls die Halswirbelsäule verletzt ist.
 
Schock lindern: Bei Unfällen erleiden die Betroffenen oft auch einen Schock. Erste Anzeichen sind blasse Haut, starkes Zittern oder Schwitzen. Hier hilft es, wenn der Ersthelfer die Beine der Person erhöht lagert, damit lebenswichtige Organe wie Herz und Gehirn ausreichend mit Blut versorgt werden.
 
Wärme spenden: Gerade im Schockzustand kühlen Unfallopfer schnell aus – auch an heißen Sommertagen. Deshalb sollten Ersthelfer Verletzte mit einer Wolldecke oder einer Rettungsfolie aus dem Verbandkasten zudecken. Die silberne Seite gehört nach unten.
 
Trösten und Beistehen: Ein schwerer Verkehrsunfall ist für die Opfer – neben den körperlichen Verletzungen – auch eine große psychische Belastung. Deshalb ist es wichtig, dass der Ersthelfer tröstet und beruhigt. "Oft reicht es schon zu sagen, dass man da ist und Hilfe kommt", sagt Menzel. "Auf keinen Fall sollte man gleich wieder weggehen", ergänzt Sefrin. "Das kann auch den körperlichen Zustand rapide verschlechtern."
 
Quelle: welt.de